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Suchtverhalten

Ich konnte Raucher noch nie verstehen.
Da kauft man sich für viel Geld eine Schachtel mit stiftförmigen Objekten, steckt sich eins davon in den Mund, zündet es an und atmet den dabei entstehenden Rauch ein.

Na gut – wer's mag.

Letztlich saß ich mal wieder in der Straßenbahn und fuhr eine Strecke, auf der unterwegs der Fahrer gewechselt wurde.
Alter Fahrer packt seinen Kram zusammen und geht.
Neuer Fahrer kommt aus Wartehaus und hat eine ganz offensichtlich gerade frisch entzündete Zigarette in der Hand. Noch ein tiefer Zug und die Zigarette verschwindet nach zielsicherem Wurf im Gleisbett.

Dass er vor Schichtbeginn noch schnell eine Fluppe durchzieht – OK, noch verständlich.
Aber dass er das nicht rechtzeitig tut, damit er wirklich noch etwas davon hat – das verstehe ich nicht.

Wieso zündet sich ein Raucher eine Zigarette an, von der er ganz genau weiß, dass er maximal drei Züge nehmen wird?

Es ist ja nun nicht so, dass die Bahn sehr plötzlich und überraschend kam.
Und es herrschte auch offensichtliche keinerlei Zeitdruck: im Gegenteil, alles war genau im Plan.

Relativ laut

Ich wohne in einem Mietshaus mit 8 Parteien. Direkt neben mir lebt eine junge Familie mit zwei kleinen Kindern – ein Junge von ca. 4 Jahren und ein weiterer Junge von gut 8 Wochen. Wenn nun Mama Nachbar mit Baby Nachbar auf dem Arm mühsam die Treppen hinaufsteigt, eilt Junge Nachbar behenden Schrittes die Treppen hinauf und hat dabei in aller Regel ein fröhlich Liedlein auf den Lippen. Nennen wir das Phänomen ruhig beim Namen: er kann nicht singen – das aber sehr, sehr laut und schrill. (Ein Schicksal, das er in diesem Alter vermutlich mit 99,999% seiner Altersgenossen teilt.) Oben angekommen begehrt er sofortigen Einlass. Will heißen: er hat gelernt, die Klingel zu betätigen und das tut er voller Inbrunst. Auch wenn keiner zu Hause ist.

Und gegen all das kämpft die arme Mutter vergebens durch eindringliche "Schschschtt!"-Laute.

Bergab spielt sich das gleiche Schema ab:
Junge Nachbar: "Trallala, lala, lala! Flöt, träller, pfeif!"
Mutter Nachbar: "Schschschtt!"

Und ich stehe in meiner Wohnung und muss nur grinsen. Natürlich "brüllt" – nein: singt – der Kleine das ganze Treppenhaus zusammen. Und egal, ob ich in der Küche stehe oder im Arbeitszimmer sitze: ich höre ihn. Und genau so hört ihn vermutlich das ganze Haus. Aber es stört mich nicht! Soll er doch singen, tanzen und springen, der Kleine. Dafür sind Kinder da. Wenn man ihm in 10 Jahren erzählen würde, was er damals zum Besten gegeben hat, wäre ihm das wahrscheinlich sterbens-peinlich.

Eine Etage tiefer wohnt ein Hund. Und wenn Hund alleine zu Hause ist, schlägt er jedesmal an, sobald jemand im Treppenhaus unterwegs ist. Ich gebe zu: das nervt!

Wir sehen also: alles ist relativ – auch Geräusche.

Generationenkonflikt

Kürzlich beim Radiologen …
Die ca. 25jährige Sprechstundenhilfe instruiert eine ca. 70jährige Patientin, dass sie sich für die Röntgenaufnahme bis auf die Unterhose komplett freimachen solle.

Rückfrage der Patientin:
"Also auch die Miederhose Miederhose ausziehen, ja? Nur noch den Schlüpfer Schlüpfer anlassen?"

Daraufhin stutzte die junge Dame hörbar einen Moment und brauchte ein paar Sekunden, bis sie verstanden hatte.

Fazit:
(1) Mode und Bekleidungssitten ändern sich.
(2) Allgemeinbildung neben dem unmittelbar benötigten Fachwissen schadet nie.

P.S.:
Bei all dem muss man sich auch die Frage stellen, ob es so gut ist, dass jemand im Wartezimmer solche Gespräche mithören kann. Aber das ist ein ganz anderes Thema.

Schlaaaand

So, so, offenbar hat Deutschland also das heutige Fußballspiel gewonnen.
Und anscheinend war das Spiel so gegen 22:35 zu Ende.

Jedenfalls nehme ich diese beiden Erkenntnisse von meinem heutigen abendlichen Spaziergang mit.

Es ist jetzt nicht so, dass mich dieser Spaziergang durch die belebtesten Teile der Innenstadt führte, aber wenn einem über ein paar hundert Meter der hiesigen Hauptstraße hinweg so überhaupt niemand begegnet, ist das selbst hier erstaunlich. Klassischer Fall von Gassenfeger.

Und irgendwann zwischendurch: großer Jubel, Feuerwerkskörper und Trötenklänge - Offenbar war ein Tor gefallen.

Um kurz nach halb kommt das Volk aus den Löchern: hupende Autos, klingelnde Fahrräder, gröhlende Menschen. Mehr als einmal schmettert man mir ein freudiges "Deutschlaaand!" entgegen.

Dabei war das doch erst das erste Spiel, oder?
Wie soll das denn weitergehen, wenn die deutsche Mannschaft noch richtig weit kommt????

Umzugsfitness

Mal wieder hatte ich die Ehre, bei einem Umzug helfen zu dürfen.
Oder besser gesagt: mal wieder hatte ich in einem schwachen Moment versprochen, bei einem Umzug zu helfen.

Und so brachte ich einen Teil des gestrigen Sonntags damit zu, Kisten, Kästen und Möbel aus einem gelben LKW in eine Wohnung zu schleppen.
Aber immerhin: dank ausreichend vieler Helfer und der Tatsache, dass die Zielwohnung im Erdgeschoss liegt, ging die ganze Angelegenheit relativ schmerzfrei über die Bühne.
Auch am Tag eins nach Umzug habe ich nur relativ wenig Muskelkater.

Und gut informierten Kreisen zufolge sollen warme Bäder und leichter Sport wahre Wunder gegen Muskelkater wirken.

Zwei Erkenntnisse nehme ich auf jeden Fall mit:

Erstens: es gibt Ausnahmen

Die eherne Umzugsregel lautet:
Umzüge finden immer vom zweiten in den dritten Stock statt – aber nicht im selben Gebäude.

Ich kann nunmehr bezeugen, dass es Ausnahmen gibt!
Es gibt tatsächlich Wohnungen, die im Erdgeschoss liegen.

Zweitens: Trotz aller Planung endet ein Umzug in temporärem Chaos.

Man kann noch so sehr die Kisten beschriften, die Helfer instruieren, einen Anweiser in der neuen Wohnung haben, die gesamte Truppe in Außen- und Innenteams aufteilen …
Zum Schluss steht doch alles voller Kartons und Möbelteilen und man kann sich kaum in der neuen Wohnung bewegen (geschweige denn in Ruhe und mit Platz Schränke und Regale aufbauen).
Und natürlich ist völlig unklar, wo die Tüte mit den gerade dringend benötigten Schrauben geblieben ist.

Fazit:
Liebes umziehendes Volk: nehmt das Leben, den Umzug und den ganzen Rest gelassen.
Es ist nur eine Frage von Wochen, bis die neue Wohnung hergerichtet ist und man sich so richtig zuhause fühlt.

Saa-gen-haft

Oder eigentlich "saa-renn-hafft".

Vor ein paar Wochen war ich mal wieder für ein paar Tage in Berlin und war dortselbst per S-Bahn unterwegs. (Glücklicherweise zu einer Zeit, die zwischen zwei Streikperioden lag.)

Ich mag Berlin - ich mag die Großstadt, die auf ihre Art lebendig und ein bisschen verrückt ist.
Ich mag gut ausgebauten öffentlichen Personen-Nahverkehr und ich mag es, wenn in Berlin immer mal wieder zwei oder drei Leute in einen Waggon einsteigen, ihre Musikinstrumente auspacken und anfangen, ein kurzes Stück zu spielen. …
So auch diesmal wieder.

Ein älteres Paar saß zusammen mit seinen beiden Koffern, die dem Aussehen nach zu urteilen schon viele Jahre lang treue Begleiter auf so mancher Reise gewesen waren, in meiner Nähe und unterhielten sich in dem mir so vertrauten rheinischen Singsang miteinander.
Offenbar hatten die beiden ein paar schöne Tage in Berlin verlebt und traten nun gerade ihre Heimreise an.

Und nun erfolgte der Auftritt der S-Bahn-Musikanten - ich glaube, sich spielten TakeFive.

Erst erstauntes Schauen,
dann lächelndes Genießen,
dann fast so etwas wie freudiges Mitswingen bei meinen Mitreisenden.

Kaum hatten die Musiker den Wagen an der nächsten Haltestelle verlassen, entsponn sich folgender Kurzdialog:

Sie: "Unn - wie fannd'stes?"
Er: "Saa-renn-hafft."

Ich habe nur noch in mich hereingegrinst - der Tag war gerettet und ich muss noch heute lächeln, wenn ich daran denke.