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Ende des Winterschlafs

Wochenlang stand sie da – vernachlässigt in der Tiefgarage.
Frierend, kaum beachtet und nicht einmal abgedeckt.
Und überhaupt! – "Tiefgarage!" Welch ein Wort für diesen Unterstand!

"Tiefgarage!" Das sie nicht lachte!
Meterdickes Erdreich? Wohlige Wärme? Umspielt von steter wärmender Belüftung?
Oh nein! Von ihrem Standplatz aus konnte sie die Schneemassen sehen, die sich diesen Winter Zentimeter um Zentimeter aufhäuften und immer näher kamen.
Durch die offene Zufahrt pfiff der eisige Wind fast direkt auf ihren Motor; Kälte und Feuchtigkeit krochen Tag um Tag von den Reifen hinauf bis zu den Spiegelspitzen.
Gut – die Kette hatte er noch einmal frisch gefettet nach der letzten kurzen Fahrt.
Aber sollte das wirklich alles sein?
Nach diesem Sommer, den sie gemeinsam erlebt hatten?
Hatte er sie vergessen? Sich vielleicht neuen Vergnügungen zugewendet?

So überwinterte sie, die Honda Transalp (XL 700 VA). Allein und einsam, aber nicht gebrochen.
Im Februar kam der Tag, an dem ER wieder die Garage betrat. Helm und Handschuhe bereit, die Kombi angelegt, die Stiefel geputzt.
Ihre Freude war groß: es sollte zur ersten Tour des Jahres losgehen. Der Dornröschenschlaf sollte vorüber sein.

Per Zündschlüssel zum Leben erweckt und mit dem Startknopf zum Dienst gerufen gab sie ihr bestes: ein kurzes Husten, ein leises Krächzen, dann ließ sie den Motor brummen und war bereit für die erste Fahrt seit langem.
Die Winterpause war beendet.

Relativ kalt

Winter: Kälte, Eis und Schnee
Auch wenn wir hier in Deutschland mit recht mildem Klima gesegnet sind, kann es doch zuweilen mal etwas schattig werden. Falls sich dann noch Niederschlag dazu gesellt, kann man so manches erleben und beobachten.
Die Medien sprechen dann gerne von "Scheechaos" – ich greife lieber zu dem altmodischen Begriff "Winter".

Nun gut: diesmal (2010/11) gab es ungewöhnlich viel Schnee. Und so manchen Morgen musste auch ich mit klammen Fingern Schnee und Eis von den Scheiben meines Autos kratzen, nachdem ich mich selbst erst einmal zu ihm durchgegraben hatte. Und weil ich mehr so der "Handschuhe-brauche-ich-nicht-Typ" bin, gab das regelmäßig ziemlich kalte Finger.

Die kalten Finger wurden danach in meinen Hosentaschen wieder auf eine angenehme Betriebstemperatur gebracht und waren somit schnell wieder arbeitsfähig. (Zugegebenermaßen begleitet von wilden Flüchen, die mit "Hui, ist das wieder kühl heute morgen!" nur sehr unzureichend wiedergegeben sind.)

Wie war das denn eigentlich damals?
Als Funktionsunterwäsche noch aus Baumwolle bestand, man noch echten Pelz tragen durfte und die Jacke einfach nur aus Wachstuch war?

Wie haben es denn Peary, Henson und ihre Begleiter erlebt?
Ich tippe mal: kalt und mühsam.

Die beiden kennt keiner? Ich sag' nur: "Nordpol" und verweise auf eine bekannte online-Enzyklopädie.
Amundsen und Scott sind vermutlich bekannter. Aber auch sie hatten mit gleichen Problemen zu kämpfen wie ihre nördlichen Nachbarn: Kälte, Kälte, Kälte, Schnee und Eis.
Und wenn es dann im Schein der Gas- oder Benzinbrenner im Zelt mal für einen Moment etwas wärmer wurde, gesellte sich vermutlich ein anderer Dämon dazu: die Feuchtigkeit.

Heute? Ein Spaziergang ins Eis?
"Spaziergang" mit Sicherheit nach wie vor nicht!
Aber im Zeitalter der Funktionsunterwäsche, der intelligenten Kleidung und der high-tech-Klamotten dürfte ein Ausflug zum nördlichen oder südlichen Pol nicht mehr so lebensbedrohlch sein wie er es vor gut 100 Jahren noch war.

Trotzdem: zu meinen persönlichen Lieblingszielen gehören die Pole mit Sicherheit nicht.

Gelesen: Sieh diese Erde leuchten

Tilmann Waldthaler, Carlson Reinhard: Sieh diese Erde leuchten
30 Jahre mit dem Fahrrad um die Welt
(National Geographic, 2010)

Auf dem rückwärtigen Einband heißt es "… seine Geschichten und Gedanken von unterwegs sind eine großartige Liebeserklärung an die Erde und ein Geschenk an alle Rad- und Reisebegeisterten."

Andererseits sagt der Autor schon auf den ersten Seiten: "Dies ist kein Buch über das Radfahren. Es ist ein Buch über mein Leben."
Und wenige Zeilen später liest man: "Radfahren selbst ist – sorry – langweilig."

Vielleicht wäre diese Aussage des Autors eine bessere Wahl für den Klappentext gewesen.
In dem Buch geht es nämlich wirklich kaum um Radfahren und Reisen, Landschaft und Menschen, Anstrengung und Freude.
Es ist vielmehr eine Biografie des Radlers Tilmann Waldthaler, gespickt mit sehr eigenen Ansichten und machmal geradezu esoterisch anmutenden Denkweisen. Persönliche Erlebnisse – leider viel zu oft solche, die mit dem Reisen per Rad nichts zu tun haben – werden bunt mit philosophischen Weisheiten gemischt, die für meinen Geschmack zu sehr nach missionarischem Weltverbesserer klingen.

Fazit: Nicht empfehlenwert, wenn man Erfahrungen eines Reisenden miterleben oder sein persönliches Fernweh pflegen möchte.

Gelesen: Abgefahren

Claudia Metz, Klaus Schubert: Abgefahren
In 16 Jahren um die Welt
(Kiepenheuer & Witsch, 2001)

Viele Leser finden dieses Buch erstklassig und inspirierend. Mich hat es gar nicht fesseln können.
Der Versuch, 16 Jahre in gut 300 Seiten zu pressen, misslingt.
Da werden einerseits Kontinente oberflächlich durchquert und die Autoren wechseln blitzartig von einem Teil der Welt in den nächsten, andererseits werden viele Seiten darauf verwendet, über Umweltverschmutzung oder Politik zu fabulieren. Und spätestens an den Stellen, an denen die Erzählung ins Esoterische abgleitet, wurde es mühsam, das Buch weiter zu lesen.

Viele Reise-Informationen und -Erlebnisse bleiben auf der Strecke: ich hätte mir gewünscht, viel mehr über Länder und Leute zu erfahren, mehr Impressionen über Leben und Er-Leben vermittelt zu bekommen. Hier wäre "mehr" eindeutig mehr gewesen – vielleicht aufgeteilt auf mehrere Bücher.

Der Schreibstil erscheint mir unprofessionell – böse gesagt, wie der erste Versuch, einen langen Bericht zu schreiben, ohne diesen nochmals zu überarbeiten. Ist es dabei nur Zufall, dass dieses Buch das einige der beiden Autoren geblieben ist?
16 Jahre sind sogar für eine Weltreise eine lange Zeit und bieten sicherlich Stoff für mehr als eine Publikation.

Alles in allem: ein faszinierendes Thema, aber leider in meinen Augen nicht gut umgesetzt.

Gelesen: Island per Fahrrad

Christian E. Hanning: Island – Vulkane, Eis und Einsamkeit
Eine extreme Tour per Rad
(Frederking & Thaler, 1992)

Neuauflage:
Christian E. Hanning: Island - Vulkane, Eis und Einsamkeit
Eine extreme Tour per Rad
(National Geographic Adventure Press Taschenbuch-Reihe von Malik und National Geographic)

Vor gut 20 Jahren machte sich der Autor auf, um Island per Fahrrad zu umrunden.
In einem Taschenbuch, erzählt er sachlich, aber unterhaltsam, von seiner Reise und seinen Erlebnissen.
Davon, dass er mehr als einmal bei Isländern auf ungläubiges Staunen stieß, als sie von seiner Reise erfuhren.
Davon, dass er mehr als einmal mit Wind, Wetter, Sand und Lava zu kämpfen hatte.
Davon, dass die Reise Material mordend war und auch ihm selbst immer wieder einiges abverlangte.
Und von seinen Erlebnissen mit Gastfreundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Isländer, den Schönheiten der Natur und den Eindrücken von Ruhe und Freiheit, die er erlebte.

Ich hätte das Buch am liebsten in einem Stück gelesen.
Man leidet förmlich mit, wenn er seinen Drahtesel durch kalte Furten tragen muss, von lang anhaltendem Regen überrascht wird oder er sich besorgt fragt, ob sein Zelt auch diesen Sturm noch überstehen wird.

Das Buch macht Lust darauf, die Insel zu erkunden, wenn auch vielleicht nicht gerade per Rad. (Obwohl das heutzutage wohl anscheinend doch immer wieder einige Unerschrockene tun.)
Es ersetzt natürlich keinen klassischen Reiseführer; trotzdem erfährt der Leser auch viel über Landschaft und Kultur dieses Landes. Im Mittelpunkt steht aber diese eine Reise, über die der Autor aus seiner Sicht erzählt.

Sturzbügelmontage für Anfänger

Sie lagen schon eine Weile im Keller, die Sturzbügel von SW-Motech, die ich für meine Honda Transalp (Modelljahr 2008) gekauft hatte.
"Sicher ist sicher", hatte ich mir kurz nach dem Erwerb der Maschine überlegt, "und der erste Umfaller kommt bestimmt – spätestens, wenn ich mal abseits von Asphalt unterwegs bin."

Und so machte ich mich eines Samstags auf, die Bügel zu montieren.

Schrauberei
Es ging also los: das Werkzeug geschnappt, die Bügel zum Motorrad getragen, die Montageanleitung studiert und frohen Mutes angefangen.

Ruhigen Gewissens nehme ich für mich in Anspruch, nicht mit zwei linken Händen versehen zu sein.
Kein IKEA-Möbel, vor dem ich bisher kapitulieren musste; kein Hammer, dem ich einen plattgeklopften Daumen opferte; kein elektrisches Gerät, dessen Montage irgendwelche Zuckungen bei mir ausgelöst hätte.

Doch diesmal sollte es ein harter Kampf werden. Und die Angabe, die Montage solle ca. 1 Stunde dauern, stellte sich als grandiose Fehleinschätzung heraus.

Die Anleitung
Sagen wir mal so: wenn man weiß, wie es geht, ist es ganz einfach.
Und irgendwie muss man auch zugeben, dass die Anleitung nicht falsch ist. Aber "klar und deutlich" geht anders. (Ein Jammer, das sie nicht mehr online zur Verfügung steht.)

Ohne mit dem eigenen Unvermögen oder der Verbesserungsfähigkeit von Montageanleitungen allzu sehr kokketieren zu wollen:
der ein oder andere Fluch huschte über meine Lippen und ein Repräsentant der Herstellerfirma hätte sich so manche spitze Bemerkung anhören müssen.

Darum hier ein paar Ergänzungen von mir, deren Kenntnis mir eine Menge Zeit gespart und mich davor bewahrt hätten, das ein oder andere Teil dreimal ab- und wieder anzubauen.

  1. Plastikverkleidung unterhalb des Motors abschrauben.
  2. Bügelhalterungen an Motorrad anbringen.
    Insbesondere auch die beiden Flachstreben (genannt "Anbaublech"), die in Richtung Zylinderköpfe nach oben führen.
    • Die Seite mit der Aussparung in der Strebe kommt dabei nach unten.
    • Diese beiden Streben werden mit einer langen Schraube, die durch die "Querstrebe" (das etwa 25 cm lange Rohr) geführt wird, mit einander verbunden.
      Tipp: Um die Schraube durch die Querstrebe zu bekommen, ist eine langer Schraubenzieher, ein langer Draht oder ein ähnliches langes Ding sehr hilfreich.
    • Man sollte die Schrauben noch nicht zu fest anziehen! Die Streben wird man noch etwas bewegen müssen, wenn man die eigentlichen Sturzbügel anbaut.
  3. Plastikverkleidung wieder anschrauben.
  4. Jetzt erst die eigentlichen Bügel anbringen.
    Dabei nicht wundern, wenn man an die ein oder andere Schraube nur etwas mühsam dran kommt. Das ist leider so.
    (An dieser Stelle entsteht übrigens der dringende Wunsch, über eine extrem gute Ausstattung an Werkzeug zu verfügen. Insbesondere 15er Nüsse sind von unschätzbaren Wert.)

Bewertung
Die Bügel machen einen ziemlich stabilen Eindruck. Man überlegt fast, das ein oder andere Gepäckstück daran befestigen zu können.

Ich will nicht soweit gehen, zu behaupten, dass ich mich auf den ersten Sturz freue, aber sagen wir mal so: ich sehe ihm relativ gelassen entgegen.

Lessons learnt:
  • Obwohl ich drei verschiedene Steckschlüsselsätze in unterschiedlichen Größen besitze und mir schon unterstellt wurde, dass ich über Werkzeuge verfüge, die man niemals braucht: ich besitze keine 15er Nuss.
  • Allen Expertenmeinungen und Schätzungen zum Trotz - Dinge dauern so lange, wie sie dauern
  • Man kann etwas narrensicher machen, aber nicht verdammt narrensicher.

Opa erzählt

Wenn ich heute im fortgeschrittenen Alter von fast 42 Jahren zurückblicke, stelle ich fest, dass immer wieder das ein oder andere motorgetriebene Zweirad meinen Lebensweg begleitet hat.

Nicht, dass ich der geborene Moped-Enthusiast wäre!
Im Vergleich zu anderen Leuten bin ich das reinste Waisenkind.
Aber irgendwie ...

Der Anfang
… war da um die Mitte der 1980er Jahre herum der Zündapp-Roller, den sich einer meiner Brüder zurecht gemacht hatte, indem er dem Motto "Aus drei alten mach einen neuen" folgte: eine alte zweitaktige 50 ccm Möhre, die mit Mühe auf gute 40 km/h kam, mir aber eine ganze Weile gute Dienste leistete, nachdem sie de facto in mein Eigentum übergegangen war, als mein Bruder aufgrund von Wehrdienst und Studium keine Verwendung mehr für sie hatte.

Dieser Motorroller war quasi schuld daran, dass ich im zarten Alter von 16 Jahren den Führerschein Klasse 1B (wie er damals noch hieß) gemacht habe.

Damit hätte ich zwar schon mehr als die kargen 50 ccm bewegen dürfen, aber einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul, und wenn die gebratene Taube schon in dasselbe mit Vollgas fliegt, investiert man doch gerne die paar Mark (damals noch) in das ein oder andere Versicherungs-Kennzeichen.
Mein Gott – was hat das damals gekostet? 100 DM pro Jahr vielleicht?

Damit war also das Fundament für meine persönliche Karriere im Bereich der motorisierten Zweiräder gelegt.

Motorroller Zündapp R50
Bild © Moped-Museum

Die adrette junge Dame auf dem Bild kenne ich übrigens nicht.
Etwaige Anfragen nach ihrer Telefonnummer sind also völlig zwecklos. ;-)

"Mein" Roller war auch nicht grün, sondern eher so weiß-nicht-wie-schmutzig-metalic.

Was ist aus der alten Zündapp geworden – die übrigens älter war als ich selbst?
Ich muss gestehen, dass sie viele Jahre, nachdem ich sie das letzte Mal bewegt habe, achtlos auf dem Schrott gelandet ist: sicherlich in schlechtem Zustand und jenseits von Gut und Böse.
Eigentlich jammerschade – heute wäre sie ein Schatz, wenn sie denn Pflege und Zuwendung erfahren hätte.

Ausflug ins Gelände
1987 dann kamen erst Abitur und fast direkt danach der Wehrdienst auf mich zu.
Letzterer bescherte mir ein Dasein als Kradmelder: ein kleines grünes Männchen fährt auf einer Hercules durch die Pampa – knappe 125 ccm Hubraum bei sage und schreibe 12,5 PS Leistung.

Hercules K125 BW
Hercules Military: Kradmelders´ Moped; eigene Aufnahme 1988; technische Details finden sich auf www.moped-museum.de


Nebeneffekte dieser Zeit waren ziemlich viel Spaß mit dem Moped im Gelände und ein vollwertiger Motorrad-Führerschein, den ich mir nach meiner Bundeswehr-Zeit problemlos in die zivile Variante umschreiben lassen konnte, ohne nochmals eine Prüfung oder dergleichen machen zu müssen.

So ging das Jahr 1988 zu langsam zu Ende und ich stand im Herbst da mit frisch begonnenem Studium und einem Führerschein, der mir das Steuern eines jeden zugelassenen Motorrades erlaubt hätte.

Noch ein Roller – nur größer
Es dauerte nicht lange, bis ich mich nach einem passenden fahrbaren Untersatz umschaute. "Passend" bezog sich zu dieser Zeit ganz stark auf die Begriffe "Anschaffungs-" und "Unterhaltskosten"; und so fand ich eine gebrauchte, aber nicht allzu alte und tadellos gepflegte Vespa.
Ganz in weiß (aber ohne Blumenstrauß) stand sie vor meiner Kellerwohnung.

Piaggo Vespa
Piaggo Vespa; Bild: eigene Aufnahme, ca. 1990


Die technischen Details habe ich vergessen – aber sie zählte aus Sicht meiner Versicherung als vollwertiges Motorrad und war mit ihrer geringen Leistung im Unterhalt spottbillig.
Und so fuhr ich tapfer ganzjährig bei Wind und Wetter durch die Gegend – bei kalten Temperaturen mit einem knall-orangen Thermo-Anzug, den ich gebraucht erstanden hatte und um den mich jedes Michelin-Männchen beneidete.

Upgrade: ein "richtiges Motorrad"
Der Mensch strebt nach Höherem – und als ich genug Geld zusammen hatte, kaufte ich mir ein nagelneues Motorrad: eine Yamaha XJ 600.

Yamaha XJ 600
Bild: Sascha Wasser, 1995, Creative Commons (cc-by-sa); gefunden auf: Wikipedia

Asche auch mein Haupt – ich weiß nicht mehr, wann ich dieses Motorrad gekauft habe. Es muss so ungefähr 1992 gewesen sein. Wie dem auch sei: ich fand's richtig toll, war hellauf begeistert und denke noch heute voller Wehmut an diese Maschine zurück.

Eine ganze Weile war sie meine treue Gefährtin: aufgepeppt mit Seitenkoffern war sie in der ersten Hälfte der 1990er Jahre eine fast tägliche Begleiterin meines Lebens.
Aber irgendwann fing sie dann an zu zicken: wenn sie mal ein paar Tage nicht bewegt wurde, wollte sie nicht mehr anspringen – eine übliche Schwäche dieses Modells, habe ich eine ganze Weile später erfahren.

Lange habe ich sie behalten und immer mal wieder mit Starter-Spray zum Leben erweckt. Unzählige Male habe ich solange georgelt, bis sie entweder ansprang oder die Batterie leer war. Mehrmals hat sie Werkstätten von innen gesehen.
Einen Umzug musste sie im Transporter mitmachen, statt mit eigener Motorkraft von A nach B zu fahren. Und dann stand sie viele Monate nur so in einer Garage.

Das Ende?
Mittlerweile hatte ich auch endlich mal (im zarten Alter von 31 Jahren) den PKW-Führerschein gemacht – und besaß sogar aufgrund einer noblen Spende ein Auto.
Das Motorrad hatte ich immer nur als Verkehrsmittel angesehen – und eben nicht als Freizeit-Beschäftigung.

Dass andere Leute Motorradfahren als Philosophie – ja geradezu als Lebensinhalt und Ideologie – betrachteten, hatte ich nie nachvollziehen können. Eine besondere Leidenschaft nur um des Fahren Willens hatte sich bis dahin nie bei mir einstellen wollen.
Ich hatte die Sache immer nur rein pragmatisch betrachtet: zufällig hatte ich den entsprechenden Führerschein und besaß auch immer einen passenden fahrbaren Untersatz.
Aber andererseits: Die XJ behielt ich – obwohl sie nicht lief und ich sie nicht fuhr.

Endlich gab ich mir aber einen Ruck und verkaufte sie – ohne Zulassung und ohne TÜV.
Aber offenbar doch für billiges Geld, wenn ich an die Anzahl der Interessenten zurückdenke.

Und so war ich ohne Motorrad und blieb es auch eine Weile …
… bis durch eine Verkettung verschiedener Umstände, die im Einzelnen hier nichts zur Sache tun, wieder die Lust am Fahren in mir geweckt wurde.

Transalp
Mittlerweile schrieb man das Jahr 2009 und es musste wieder ein (eigenes) Motorrad her.
Es sollte die eierlegende Wollmilchsau sein: nicht zu klein, bequem, tourentauglich, gleichermaßen für die Straße wie fürs Gelände geeignet, weder allzu alt noch sehr teuer.
Kurz und gut: ich suchte ein Motorrad, das es nicht gibt.

Nach einigen Recherchen und der ein oder anderen Probefahrt fiel die Wahl dann auf eine Honda Transalp.

Honda Transalp
Honda Transalp (RD 13); eigene Aufnahme, April 2010


Eine andere Farbe als ausgerechnet dieser Blauton wäre mir zwar lieber gewesen, aber angesichts der Tatsache, dass ich dieses Fahrzeug sehr preiswert als Vorführer erstehen konnte, ließ mich über dieses Detail hinwegsehen.

Bisherige Zusatz-Investitionen: Kofferhalter plus Koffer.
Und ein Sturzbügel, den ich endlich mal montieren muss.