Opa erzählt
Wenn ich heute im fortgeschrittenen Alter von fast 42 Jahren zurückblicke, stelle ich fest, dass immer wieder das ein oder andere motorgetriebene Zweirad meinen Lebensweg begleitet hat.
Nicht, dass ich der geborene Moped-Enthusiast wäre!
Im Vergleich zu anderen Leuten bin ich das reinste Waisenkind.
Aber irgendwie ...
Der Anfang
… war da um die Mitte der 1980er Jahre herum der Zündapp-Roller, den sich einer meiner Brüder zurecht gemacht hatte, indem er dem Motto "Aus drei alten mach einen neuen" folgte: eine alte zweitaktige 50 ccm Möhre, die mit Mühe auf gute 40 km/h kam, mir aber eine ganze Weile gute Dienste leistete, nachdem sie de facto in mein Eigentum übergegangen war, als mein Bruder aufgrund von Wehrdienst und Studium keine Verwendung mehr für sie hatte.
Dieser Motorroller war quasi schuld daran, dass ich im zarten Alter von 16 Jahren den Führerschein Klasse 1B (wie er damals noch hieß) gemacht habe.
Damit hätte ich zwar schon mehr als die kargen 50 ccm bewegen dürfen, aber einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul, und wenn die gebratene Taube schon in dasselbe mit Vollgas fliegt, investiert man doch gerne die paar Mark (damals noch) in das ein oder andere Versicherungs-Kennzeichen.
Mein Gott – was hat das damals gekostet? 100 DM pro Jahr vielleicht?
Damit war also das Fundament für meine persönliche Karriere im Bereich der motorisierten Zweiräder gelegt.
Bild © Moped-Museum
Die adrette junge Dame auf dem Bild kenne ich übrigens nicht.
Etwaige Anfragen nach ihrer Telefonnummer sind also völlig zwecklos.
"Mein" Roller war auch nicht grün, sondern eher so weiß-nicht-wie-schmutzig-metalic.
Was ist aus der alten Zündapp geworden – die übrigens älter war als ich selbst?
Ich muss gestehen, dass sie viele Jahre, nachdem ich sie das letzte Mal bewegt habe, achtlos auf dem Schrott gelandet ist: sicherlich in schlechtem Zustand und jenseits von Gut und Böse.
Eigentlich jammerschade – heute wäre sie ein Schatz, wenn sie denn Pflege und Zuwendung erfahren hätte.
Ausflug ins Gelände
1987 dann kamen erst Abitur und fast direkt danach der Wehrdienst auf mich zu.
Letzterer bescherte mir ein Dasein als Kradmelder: ein kleines grünes Männchen fährt auf einer Hercules durch die Pampa – knappe 125 ccm Hubraum bei sage und schreibe 12,5 PS Leistung.
Nebeneffekte dieser Zeit waren ziemlich viel Spaß mit dem Moped im Gelände und ein vollwertiger Motorrad-Führerschein, den ich mir nach meiner Bundeswehr-Zeit problemlos in die zivile Variante umschreiben lassen konnte, ohne nochmals eine Prüfung oder dergleichen machen zu müssen.
So ging das Jahr 1988 zu langsam zu Ende und ich stand im Herbst da mit frisch begonnenem Studium und einem Führerschein, der mir das Steuern eines jeden zugelassenen Motorrades erlaubt hätte.
Noch ein Roller – nur größer
Es dauerte nicht lange, bis ich mich nach einem passenden fahrbaren Untersatz umschaute. "Passend" bezog sich zu dieser Zeit ganz stark auf die Begriffe "Anschaffungs-" und "Unterhaltskosten"; und so fand ich eine gebrauchte, aber nicht allzu alte und tadellos gepflegte Vespa.
Ganz in weiß (aber ohne Blumenstrauß) stand sie vor meiner Kellerwohnung.
Die technischen Details habe ich vergessen – aber sie zählte aus Sicht meiner Versicherung als vollwertiges Motorrad und war mit ihrer geringen Leistung im Unterhalt spottbillig.
Und so fuhr ich tapfer ganzjährig bei Wind und Wetter durch die Gegend – bei kalten Temperaturen mit einem knall-orangen Thermo-Anzug, den ich gebraucht erstanden hatte und um den mich jedes Michelin-Männchen beneidete.
Upgrade: ein "richtiges Motorrad"
Der Mensch strebt nach Höherem – und als ich genug Geld zusammen hatte, kaufte ich mir ein nagelneues Motorrad: eine Yamaha XJ 600.
Bild: Sascha Wasser, 1995, Creative Commons (cc-by-sa); gefunden auf: Wikipedia
Asche auch mein Haupt – ich weiß nicht mehr, wann ich dieses Motorrad gekauft habe. Es muss so ungefähr 1992 gewesen sein. Wie dem auch sei: ich fand's richtig toll, war hellauf begeistert und denke noch heute voller Wehmut an diese Maschine zurück.
Eine ganze Weile war sie meine treue Gefährtin: aufgepeppt mit Seitenkoffern war sie in der ersten Hälfte der 1990er Jahre eine fast tägliche Begleiterin meines Lebens.
Aber irgendwann fing sie dann an zu zicken: wenn sie mal ein paar Tage nicht bewegt wurde, wollte sie nicht mehr anspringen – eine übliche Schwäche dieses Modells, habe ich eine ganze Weile später erfahren.
Lange habe ich sie behalten und immer mal wieder mit Starter-Spray zum Leben erweckt. Unzählige Male habe ich solange georgelt, bis sie entweder ansprang oder die Batterie leer war. Mehrmals hat sie Werkstätten von innen gesehen.
Einen Umzug musste sie im Transporter mitmachen, statt mit eigener Motorkraft von A nach B zu fahren. Und dann stand sie viele Monate nur so in einer Garage.
Das Ende?
Mittlerweile hatte ich auch endlich mal (im zarten Alter von 31 Jahren) den PKW-Führerschein gemacht – und besaß sogar aufgrund einer noblen Spende ein Auto.
Das Motorrad hatte ich immer nur als Verkehrsmittel angesehen – und eben nicht als Freizeit-Beschäftigung.
Dass andere Leute Motorradfahren als Philosophie – ja geradezu als Lebensinhalt und Ideologie – betrachteten, hatte ich nie nachvollziehen können. Eine besondere Leidenschaft nur um des Fahren Willens hatte sich bis dahin nie bei mir einstellen wollen.
Ich hatte die Sache immer nur rein pragmatisch betrachtet: zufällig hatte ich den entsprechenden Führerschein und besaß auch immer einen passenden fahrbaren Untersatz.
Aber andererseits: Die XJ behielt ich – obwohl sie nicht lief und ich sie nicht fuhr.
Endlich gab ich mir aber einen Ruck und verkaufte sie – ohne Zulassung und ohne TÜV.
Aber offenbar doch für billiges Geld, wenn ich an die Anzahl der Interessenten zurückdenke.
Und so war ich ohne Motorrad und blieb es auch eine Weile …
… bis durch eine Verkettung verschiedener Umstände, die im Einzelnen hier nichts zur Sache tun, wieder die Lust am Fahren in mir geweckt wurde.
Transalp
Mittlerweile schrieb man das Jahr 2009 und es musste wieder ein (eigenes) Motorrad her.
Es sollte die eierlegende Wollmilchsau sein: nicht zu klein, bequem, tourentauglich, gleichermaßen für die Straße wie fürs Gelände geeignet, weder allzu alt noch sehr teuer.
Kurz und gut: ich suchte ein Motorrad, das es nicht gibt.
Nach einigen Recherchen und der ein oder anderen Probefahrt fiel die Wahl dann auf eine Honda Transalp.
Eine andere Farbe als ausgerechnet dieser Blauton wäre mir zwar lieber gewesen, aber angesichts der Tatsache, dass ich dieses Fahrzeug sehr preiswert als Vorführer erstehen konnte, ließ mich über dieses Detail hinwegsehen.
Bisherige Zusatz-Investitionen: Kofferhalter plus Koffer.
Und ein Sturzbügel, den ich endlich mal montieren muss.
Nicht, dass ich der geborene Moped-Enthusiast wäre!
Im Vergleich zu anderen Leuten bin ich das reinste Waisenkind.
Aber irgendwie ...
Der Anfang
… war da um die Mitte der 1980er Jahre herum der Zündapp-Roller, den sich einer meiner Brüder zurecht gemacht hatte, indem er dem Motto "Aus drei alten mach einen neuen" folgte: eine alte zweitaktige 50 ccm Möhre, die mit Mühe auf gute 40 km/h kam, mir aber eine ganze Weile gute Dienste leistete, nachdem sie de facto in mein Eigentum übergegangen war, als mein Bruder aufgrund von Wehrdienst und Studium keine Verwendung mehr für sie hatte.
Dieser Motorroller war quasi schuld daran, dass ich im zarten Alter von 16 Jahren den Führerschein Klasse 1B (wie er damals noch hieß) gemacht habe.
Damit hätte ich zwar schon mehr als die kargen 50 ccm bewegen dürfen, aber einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul, und wenn die gebratene Taube schon in dasselbe mit Vollgas fliegt, investiert man doch gerne die paar Mark (damals noch) in das ein oder andere Versicherungs-Kennzeichen.
Mein Gott – was hat das damals gekostet? 100 DM pro Jahr vielleicht?
Damit war also das Fundament für meine persönliche Karriere im Bereich der motorisierten Zweiräder gelegt.
Bild © Moped-Museum
Die adrette junge Dame auf dem Bild kenne ich übrigens nicht.
Etwaige Anfragen nach ihrer Telefonnummer sind also völlig zwecklos.
"Mein" Roller war auch nicht grün, sondern eher so weiß-nicht-wie-schmutzig-metalic.
Was ist aus der alten Zündapp geworden – die übrigens älter war als ich selbst?
Ich muss gestehen, dass sie viele Jahre, nachdem ich sie das letzte Mal bewegt habe, achtlos auf dem Schrott gelandet ist: sicherlich in schlechtem Zustand und jenseits von Gut und Böse.
Eigentlich jammerschade – heute wäre sie ein Schatz, wenn sie denn Pflege und Zuwendung erfahren hätte.
Ausflug ins Gelände
1987 dann kamen erst Abitur und fast direkt danach der Wehrdienst auf mich zu.
Letzterer bescherte mir ein Dasein als Kradmelder: ein kleines grünes Männchen fährt auf einer Hercules durch die Pampa – knappe 125 ccm Hubraum bei sage und schreibe 12,5 PS Leistung.
Hercules Military: Kradmelders´ Moped; eigene Aufnahme 1988; technische Details finden sich auf www.moped-museum.de
Nebeneffekte dieser Zeit waren ziemlich viel Spaß mit dem Moped im Gelände und ein vollwertiger Motorrad-Führerschein, den ich mir nach meiner Bundeswehr-Zeit problemlos in die zivile Variante umschreiben lassen konnte, ohne nochmals eine Prüfung oder dergleichen machen zu müssen.
So ging das Jahr 1988 zu langsam zu Ende und ich stand im Herbst da mit frisch begonnenem Studium und einem Führerschein, der mir das Steuern eines jeden zugelassenen Motorrades erlaubt hätte.
Noch ein Roller – nur größer
Es dauerte nicht lange, bis ich mich nach einem passenden fahrbaren Untersatz umschaute. "Passend" bezog sich zu dieser Zeit ganz stark auf die Begriffe "Anschaffungs-" und "Unterhaltskosten"; und so fand ich eine gebrauchte, aber nicht allzu alte und tadellos gepflegte Vespa.
Ganz in weiß (aber ohne Blumenstrauß) stand sie vor meiner Kellerwohnung.
Piaggo Vespa; Bild: eigene Aufnahme, ca. 1990
Die technischen Details habe ich vergessen – aber sie zählte aus Sicht meiner Versicherung als vollwertiges Motorrad und war mit ihrer geringen Leistung im Unterhalt spottbillig.
Und so fuhr ich tapfer ganzjährig bei Wind und Wetter durch die Gegend – bei kalten Temperaturen mit einem knall-orangen Thermo-Anzug, den ich gebraucht erstanden hatte und um den mich jedes Michelin-Männchen beneidete.
Upgrade: ein "richtiges Motorrad"
Der Mensch strebt nach Höherem – und als ich genug Geld zusammen hatte, kaufte ich mir ein nagelneues Motorrad: eine Yamaha XJ 600.
Bild: Sascha Wasser, 1995, Creative Commons (cc-by-sa); gefunden auf: Wikipedia
Asche auch mein Haupt – ich weiß nicht mehr, wann ich dieses Motorrad gekauft habe. Es muss so ungefähr 1992 gewesen sein. Wie dem auch sei: ich fand's richtig toll, war hellauf begeistert und denke noch heute voller Wehmut an diese Maschine zurück.
Eine ganze Weile war sie meine treue Gefährtin: aufgepeppt mit Seitenkoffern war sie in der ersten Hälfte der 1990er Jahre eine fast tägliche Begleiterin meines Lebens.
Aber irgendwann fing sie dann an zu zicken: wenn sie mal ein paar Tage nicht bewegt wurde, wollte sie nicht mehr anspringen – eine übliche Schwäche dieses Modells, habe ich eine ganze Weile später erfahren.
Lange habe ich sie behalten und immer mal wieder mit Starter-Spray zum Leben erweckt. Unzählige Male habe ich solange georgelt, bis sie entweder ansprang oder die Batterie leer war. Mehrmals hat sie Werkstätten von innen gesehen.
Einen Umzug musste sie im Transporter mitmachen, statt mit eigener Motorkraft von A nach B zu fahren. Und dann stand sie viele Monate nur so in einer Garage.
Das Ende?
Mittlerweile hatte ich auch endlich mal (im zarten Alter von 31 Jahren) den PKW-Führerschein gemacht – und besaß sogar aufgrund einer noblen Spende ein Auto.
Das Motorrad hatte ich immer nur als Verkehrsmittel angesehen – und eben nicht als Freizeit-Beschäftigung.
Dass andere Leute Motorradfahren als Philosophie – ja geradezu als Lebensinhalt und Ideologie – betrachteten, hatte ich nie nachvollziehen können. Eine besondere Leidenschaft nur um des Fahren Willens hatte sich bis dahin nie bei mir einstellen wollen.
Ich hatte die Sache immer nur rein pragmatisch betrachtet: zufällig hatte ich den entsprechenden Führerschein und besaß auch immer einen passenden fahrbaren Untersatz.
Aber andererseits: Die XJ behielt ich – obwohl sie nicht lief und ich sie nicht fuhr.
Endlich gab ich mir aber einen Ruck und verkaufte sie – ohne Zulassung und ohne TÜV.
Aber offenbar doch für billiges Geld, wenn ich an die Anzahl der Interessenten zurückdenke.
Und so war ich ohne Motorrad und blieb es auch eine Weile …
… bis durch eine Verkettung verschiedener Umstände, die im Einzelnen hier nichts zur Sache tun, wieder die Lust am Fahren in mir geweckt wurde.
Transalp
Mittlerweile schrieb man das Jahr 2009 und es musste wieder ein (eigenes) Motorrad her.
Es sollte die eierlegende Wollmilchsau sein: nicht zu klein, bequem, tourentauglich, gleichermaßen für die Straße wie fürs Gelände geeignet, weder allzu alt noch sehr teuer.
Kurz und gut: ich suchte ein Motorrad, das es nicht gibt.
Nach einigen Recherchen und der ein oder anderen Probefahrt fiel die Wahl dann auf eine Honda Transalp.
Honda Transalp (RD 13); eigene Aufnahme, April 2010
Eine andere Farbe als ausgerechnet dieser Blauton wäre mir zwar lieber gewesen, aber angesichts der Tatsache, dass ich dieses Fahrzeug sehr preiswert als Vorführer erstehen konnte, ließ mich über dieses Detail hinwegsehen.
Bisherige Zusatz-Investitionen: Kofferhalter plus Koffer.
Und ein Sturzbügel, den ich endlich mal montieren muss.
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