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Gebäck im Gepäck

Gerade mal Mitte September und schon wieder Weihnachtsgebäck in den Läden.
Ist das schlimm? – Oder gar verwerflich?

Lassen Sie mich kurz nachdenken … NEIN!
Ich habe mir jedenfalls eine Packung Spekulatius gekauft und finde sie sehr lecker.

Wenn man mal alle möglichen pseudo-christlichen Vorstellung über den Haufen wirft, könnte man sich auch auf folgenden Standpunkt stellen:
Ein Jahr zerfällt in drei Teile.

(1) Frühlings-und-Hasen-Zeit: Mitte Januar bis Ende April.
- allgemeine Aufbruchstimmung – alles wird gut;
- der Winter ist besiegt, das Leben beginnt wieder;
- alles grünt und blüht;
- Friede, Freude, Eierkuchen;
- Schokoladeneier und -hasen in den Regalen.

(2) Sommerzeit (vulgo "Sure-Gurken-Zeit"): Anfang Mai bis Ende August.
- kollektiver Freizeitpark – niemand tut irgendwas;
- keiner ist da, alle sind verreist
- viel zu warm, um einen klaren Gedanken zu fassen
- (wahlweise: viel zu verregnet, um das Leben genießen zu können);
- savoir-vivre und easy-going;
- Eis, Pastis, Grillbedarf und Liegestühle in den Regalen.

(3) Winterzeit: Anfang September bis Mitte Januar
- Ruhe und Gemütlichkeit – Kuscheln vorm Kamin und Grog gegen die Kälte;
- tief verschneit ruhen Feld, Wald und See;
- draußen ist's dunkel und kalt, aber der Ofen bollert und die Katze schläft in der guten Stube;
- bei fahlem Licht werden Kittel und Schürze geflickt;
- Lebkuchen, Plätzchen und Dominosteine in den Regalen.

So, jetzt reicht's wieder mit dem Kitsch für heute.

Gelesen: Abgefahren

Claudia Metz, Klaus Schubert: Abgefahren
In 16 Jahren um die Welt
(Kiepenheuer & Witsch, 2001)

Viele Leser finden dieses Buch erstklassig und inspirierend. Mich hat es gar nicht fesseln können.
Der Versuch, 16 Jahre in gut 300 Seiten zu pressen, misslingt.
Da werden einerseits Kontinente oberflächlich durchquert und die Autoren wechseln blitzartig von einem Teil der Welt in den nächsten, andererseits werden viele Seiten darauf verwendet, über Umweltverschmutzung oder Politik zu fabulieren. Und spätestens an den Stellen, an denen die Erzählung ins Esoterische abgleitet, wurde es mühsam, das Buch weiter zu lesen.

Viele Reise-Informationen und -Erlebnisse bleiben auf der Strecke: ich hätte mir gewünscht, viel mehr über Länder und Leute zu erfahren, mehr Impressionen über Leben und Er-Leben vermittelt zu bekommen. Hier wäre "mehr" eindeutig mehr gewesen – vielleicht aufgeteilt auf mehrere Bücher.

Der Schreibstil erscheint mir unprofessionell – böse gesagt, wie der erste Versuch, einen langen Bericht zu schreiben, ohne diesen nochmals zu überarbeiten. Ist es dabei nur Zufall, dass dieses Buch das einige der beiden Autoren geblieben ist?
16 Jahre sind sogar für eine Weltreise eine lange Zeit und bieten sicherlich Stoff für mehr als eine Publikation.

Alles in allem: ein faszinierendes Thema, aber leider in meinen Augen nicht gut umgesetzt.

Gelesen: Island per Fahrrad

Christian E. Hanning: Island – Vulkane, Eis und Einsamkeit
Eine extreme Tour per Rad
(Frederking & Thaler, 1992)

Neuauflage:
Christian E. Hanning: Island - Vulkane, Eis und Einsamkeit
Eine extreme Tour per Rad
(National Geographic Adventure Press Taschenbuch-Reihe von Malik und National Geographic)

Vor gut 20 Jahren machte sich der Autor auf, um Island per Fahrrad zu umrunden.
In einem Taschenbuch, erzählt er sachlich, aber unterhaltsam, von seiner Reise und seinen Erlebnissen.
Davon, dass er mehr als einmal bei Isländern auf ungläubiges Staunen stieß, als sie von seiner Reise erfuhren.
Davon, dass er mehr als einmal mit Wind, Wetter, Sand und Lava zu kämpfen hatte.
Davon, dass die Reise Material mordend war und auch ihm selbst immer wieder einiges abverlangte.
Und von seinen Erlebnissen mit Gastfreundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Isländer, den Schönheiten der Natur und den Eindrücken von Ruhe und Freiheit, die er erlebte.

Ich hätte das Buch am liebsten in einem Stück gelesen.
Man leidet förmlich mit, wenn er seinen Drahtesel durch kalte Furten tragen muss, von lang anhaltendem Regen überrascht wird oder er sich besorgt fragt, ob sein Zelt auch diesen Sturm noch überstehen wird.

Das Buch macht Lust darauf, die Insel zu erkunden, wenn auch vielleicht nicht gerade per Rad. (Obwohl das heutzutage wohl anscheinend doch immer wieder einige Unerschrockene tun.)
Es ersetzt natürlich keinen klassischen Reiseführer; trotzdem erfährt der Leser auch viel über Landschaft und Kultur dieses Landes. Im Mittelpunkt steht aber diese eine Reise, über die der Autor aus seiner Sicht erzählt.

Globalisierungsopfer

In einem italienischen Restaurant (*1) in der Nähe von Köln begrüßt eine ganz offensichtlich aus dem Rheinland stammende Bedienung ihre Gäste mit einem fröhlichen "Bonn Tschornoo" (*2).
...................
(*1) oder eher: an einem Ort, an dem Kunden gegen Bezahlung Essen ausgehändigt wird, das diese bar jeder tieferen Fachkenntnis der italienischen Küche zuordnen würden
(*2) gemeint war natürlich "Buon giorno!"
...................

Das ist ja nett gemeint und zeugt von Originalität und kultureller Verbundenheit.
Wenn aber die Gäste genau so wenig italienischer Herkunft sind wie die Bedienung, wirkt das Ganze doch ein wenig … nun ja: unterhaltsam.
Verbuchen wir das mal unter der Kategorie Erlebnis-Gastronomie. :-)

Es ergeben sich nun zwei Fragen:
  1. Wie komme ich zu der Behauptung, dass die Bedienung aus dem Rheinland stammt?
  2. Woher weiß ich, dass die Gäste keine Südländer waren?

Zu 2:
Ich war einer von ihnen und kannte die anderen.

Zu 1:
Hüür'ens, Jönnke! Wenn isch enn kölsch' Määdsche spresche hüüür', dann merk isch datt!
Für meine nicht-rheinischen Leser:
Hör' mal zu, mein Sohn! Wenn ich eine junge Frau aus Köln sprechen höre, dann erkenne ich sie als solche.

Alles in allem will ich ja gar nicht meckern – es war lecker, die Portion reichlich und der Preis völlig in Ordnung. Aber witzig war's auch!

Vatertag

Auf unzähligen Parkplätzen jubeln Hobby-Rennfahrer, Motorsport-Begeisterte und sonstige "echte Kerle" anderen Hobby-Rennfahrern, Motorsport-Begeisterten und "echten Kerlen" zu, während diese versuchen, mithilfe von Autos oder Motorrädern
  • möglichst viel Lärm und Gestank zu erzeugen,
  • literweise Benzin zu verbrennen und
  • eine ansehnliche Menge Gummi vom Reifen auf den Asphalt zu radieren.

Nicht so meins.

Andere rotten sich zu Gruppen zusammen und lassen sich unter dem Absingen lustiger Lieder per Pferdewagen durch die Gegend kutschieren. Dabei wird die Stimme durch den Konsum geistiger Getränke geölt.
Auch nicht so meins.

Gott, bin ich langweilig.

Sturzbügelmontage für Anfänger

Sie lagen schon eine Weile im Keller, die Sturzbügel von SW-Motech, die ich für meine Honda Transalp (Modelljahr 2008) gekauft hatte.
"Sicher ist sicher", hatte ich mir kurz nach dem Erwerb der Maschine überlegt, "und der erste Umfaller kommt bestimmt – spätestens, wenn ich mal abseits von Asphalt unterwegs bin."

Und so machte ich mich eines Samstags auf, die Bügel zu montieren.

Schrauberei
Es ging also los: das Werkzeug geschnappt, die Bügel zum Motorrad getragen, die Montageanleitung studiert und frohen Mutes angefangen.

Ruhigen Gewissens nehme ich für mich in Anspruch, nicht mit zwei linken Händen versehen zu sein.
Kein IKEA-Möbel, vor dem ich bisher kapitulieren musste; kein Hammer, dem ich einen plattgeklopften Daumen opferte; kein elektrisches Gerät, dessen Montage irgendwelche Zuckungen bei mir ausgelöst hätte.

Doch diesmal sollte es ein harter Kampf werden. Und die Angabe, die Montage solle ca. 1 Stunde dauern, stellte sich als grandiose Fehleinschätzung heraus.

Die Anleitung
Sagen wir mal so: wenn man weiß, wie es geht, ist es ganz einfach.
Und irgendwie muss man auch zugeben, dass die Anleitung nicht falsch ist. Aber "klar und deutlich" geht anders. (Ein Jammer, das sie nicht mehr online zur Verfügung steht.)

Ohne mit dem eigenen Unvermögen oder der Verbesserungsfähigkeit von Montageanleitungen allzu sehr kokketieren zu wollen:
der ein oder andere Fluch huschte über meine Lippen und ein Repräsentant der Herstellerfirma hätte sich so manche spitze Bemerkung anhören müssen.

Darum hier ein paar Ergänzungen von mir, deren Kenntnis mir eine Menge Zeit gespart und mich davor bewahrt hätten, das ein oder andere Teil dreimal ab- und wieder anzubauen.

  1. Plastikverkleidung unterhalb des Motors abschrauben.
  2. Bügelhalterungen an Motorrad anbringen.
    Insbesondere auch die beiden Flachstreben (genannt "Anbaublech"), die in Richtung Zylinderköpfe nach oben führen.
    • Die Seite mit der Aussparung in der Strebe kommt dabei nach unten.
    • Diese beiden Streben werden mit einer langen Schraube, die durch die "Querstrebe" (das etwa 25 cm lange Rohr) geführt wird, mit einander verbunden.
      Tipp: Um die Schraube durch die Querstrebe zu bekommen, ist eine langer Schraubenzieher, ein langer Draht oder ein ähnliches langes Ding sehr hilfreich.
    • Man sollte die Schrauben noch nicht zu fest anziehen! Die Streben wird man noch etwas bewegen müssen, wenn man die eigentlichen Sturzbügel anbaut.
  3. Plastikverkleidung wieder anschrauben.
  4. Jetzt erst die eigentlichen Bügel anbringen.
    Dabei nicht wundern, wenn man an die ein oder andere Schraube nur etwas mühsam dran kommt. Das ist leider so.
    (An dieser Stelle entsteht übrigens der dringende Wunsch, über eine extrem gute Ausstattung an Werkzeug zu verfügen. Insbesondere 15er Nüsse sind von unschätzbaren Wert.)

Bewertung
Die Bügel machen einen ziemlich stabilen Eindruck. Man überlegt fast, das ein oder andere Gepäckstück daran befestigen zu können.

Ich will nicht soweit gehen, zu behaupten, dass ich mich auf den ersten Sturz freue, aber sagen wir mal so: ich sehe ihm relativ gelassen entgegen.

Lessons learnt:
  • Obwohl ich drei verschiedene Steckschlüsselsätze in unterschiedlichen Größen besitze und mir schon unterstellt wurde, dass ich über Werkzeuge verfüge, die man niemals braucht: ich besitze keine 15er Nuss.
  • Allen Expertenmeinungen und Schätzungen zum Trotz - Dinge dauern so lange, wie sie dauern
  • Man kann etwas narrensicher machen, aber nicht verdammt narrensicher.

Der Friseur Gottes

Wer es als Geschäftsmann früher schaffte, an Adel und Königshaus zu verkaufen, durfte sich "Hoflieferant" nennen.

Was dieser Friseur aber offenbar geschafft hat, ist ohnegleichen:
Ladenschild: Barbier des Herren
Ladenschild: Barbier des Herren; eigene Aufnahme


Wer genau hinschaut, erhält auch einen Hinweis auf die bevorzugte Haartracht der Lichtgestalt, die hier ein und aus geht. Im "Spezialsalon für klassische Façonschnitte" kann man sich als höheres Wesen noch darauf verlassen, dass das Haupthaar akkurat gestutzt wird.